Reisebericht Chile
Expedition durch die Fjorde Feuerlands
Marina Ettlin

Marina Ettlin

Autorin des Reiseberichts

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Chile Reisebericht

Am Hafen von Punta Arenas angekommen, erwischt mich ein beissend starker Windstoss, der mich sofort daran erinnert, in welch extremer Region ich mich befinde – in Patagonien. Ich erledige die nötigen Formalitäten für den Check-in am Schalter und nutze die paar Stunden in der Stadt für einen Besuch im Museum Nao Victoria. Dort sind Nachbauten der Segelschiffe ausgestellt, welche einst die berühmte Magellanstrasse befahren haben – ein guter Vorgeschmack auf das maritime Abenteuer, das mich erwartet.

Zurück im Hafen steige ich an Bord des Schiffes Ventus Australis und beziehe meine Kabine. Das grosse Fenster gibt mir eine Vorstellung davon, welch grossartige Aussicht ich direkt vom Bett aus auf die vorbeiziehende Landschaft haben werde. Ein mulmiges und zugleich vorfreudiges Gefühl überkommt mich, als das Hupen unseres Schiffes ertönt und wir den Hafen verlassen. Die Crew kündigt sich per Durchsage an, und ich werde zum feierlichen Begrüssungsapéro und dem ersten Abendessen eingeladen. Dort treffe ich auf meine Tischgefährten, mit denen ich die kommenden Tage die kulinarischen Genüsse teilen werde. Ein frühes Zubettgehen kommt mir heute gerade recht, da mir das konstante Schwanken des Schiffes nun doch etwas zu schaffen macht.

 

Am nächsten Morgen erwache ich in aller Frühe mit einem herrlichen Ausblick auf die majestätischen patagonischen Fjorde. Der erste Ausflug an Land beginnt unmittelbar nach dem Frühstück. In kleinen Gruppen fahren wir in Zodiac-Booten in die Ainsworth-Bucht und erhaschen einen ersten, faszinierenden Blick auf einen Gletscher in der Ferne. An Land erfahren wir, wie sich allmählich ein Wald auf dem Gebiet entwickelt hat, wo der Gletscher einst zurückgegangen ist. Auf dem Strandabschnitt erkennen wir einzelne Flechten auf den Steinen und dringen dann in einen immer dichter werdenden Wald vor, geprägt von Bäumen des südpatagonischen Waldes: Coigue, Lenga und Ñirre – einige der wenigen Arten, die sich in diesem Klima behaupten können. Als der Wald plötzlich lichter wird, erfahren wir von der Problematik des Bibers. Diese Tiere, die in den 1940er Jahren ins argentinische Feuerland eingeführt wurden, vermehren sich ohne natürliche Feinde und fluten grosse Flächen, was das lokale Ökosystem negativ beeinflusst. Bis heute gibt es keinen effektiven Plan zur Bekämpfung dieses «Problems».

Am Nachmittag geht unsere Entdeckungstour weiter. In Zodiac-Booten umrunden wir die Tucker-Inseln, welche Kolonien von Magellan-Pinguinen beherbergen. Diese niedlichen Tiere nutzen die abgelegenen Inseln während dem patagonischen Sommers, um sich zu paaren und ihre Jungen aufzuziehen. Während unserer Fahrt um die Insel beobachten wir neben den Pinguinen auch eine Vielzahl an Vögeln und Enten.

 

Am nächsten Morgen erwartet uns eine längere Fahrt. Wir nutzen die Zeit, um gespannt den Vorträgen über Glaziologie zu lauschen. Während wir durch die Stille der nebelverhangenen, patagonischen Fjorde gleiten, sehe ich die ersten Eisberge vorbeischwimmen und merke, wie wir uns einem Gletscher nähern. Bald schon taucht die riesige weisse Masse des Pia-Gletschers vor uns auf. In den Zodiac-Booten bahnen wir uns unseren Weg durch ein Meer kleiner Eisblöcke bis zu einem Felsvorsprung. Von dort aus bestaunen wir die imposante Eismasse und unternehmen eine kurze Wanderung zu einem Aussichtspunkt, wobei wir immer wieder das Kalben des Gletschers hören.

Vollkommen durchgefroren und erneut vom patagonischen Klima eingeholt, nehmen wir die heisse Schokolade an Bord der Australis dankbar an. Aufgewärmt fahren wir danach der «Gletscher-Allee» entlang und geniessen Häppchen, die passend zu den Namen der vorbeiziehenden Gletscher serviert werden.

Später werden wir auf unsere bevorstehende Exkursion am Kap Hoorn vorbereitet, dem südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents. Berühmt berüchtigt für Tausende von Schiffbrüchen, wird uns bewusst, dass wir die schützenden, engen Kanäle verlassen und der rauen See ausgesetzt sein werden.

 

Frühmorgens werden wir geweckt und die Spannung steigt – werden die klimatischen Bedingungen es zulassen, dass wir an Land gehen können? Als ich aus dem Bett steige, fällt es mir schwer, bis zum Badezimmer zu gehen, so stark schwankt das Schiff. Sogleich ertönt auch schon die Durchsage und meine Befürchtung bestätigt sich: Der Kapitän hat entschieden, dass die Bedingungen einen Landgang nicht zulassen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als das mystische Kap Hoorn durch die Fenster des Schiffes unter starkem Schwanken zu beobachten.

Die Fahrt führt uns wieder zurück in Richtung Beagle-Kanal. Langweilig wird es uns auf dem Schiff nicht. Neben der geselligen Stimmung geniessen wir ein spannendes Programm mit Vorträgen und Dokumentarfilmen über die lokale Flora und Fauna, Glaziologie, die einheimischen Urvölker und faszinierende Entdeckergeschichten.

Unser nächster Landgang bringt uns in die Wulaia-Bucht, deren Name in der Sprache des indigenen Volkes Yamana „schöne Bucht“ bedeutet und diesem Namen alle Ehre macht. Als wir schnaufend durch den Wald hochwandern und den Aussichtspunkt erreichen, eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick auf die von kleinen Inseln übersäte Bucht mit den schneebedeckten Gipfeln der Darwin-Kordillere im Hintergrund. Wir erfahren von den Versuchen der einstigen kroatischen Kolonisten, sich in dieser abgelegenen Bucht ein Leben aufzubauen, bevor sie schliesslich nach Punta Arenas weiterzogen. Die Überbleibsel aus dieser Zeit sind noch sichtbar: das Haus beim Landeplatz, eine Zeitlang in militärischer Zwischennutzung und nun in ein Museum verwandelt, sowie die ausgewilderten Nutzschweine, die durch die Wiesen streifen.

 

Zurück an Bord geniessen wir ein letztes Mal die einzigartige Atmosphäre und die erfrischende Brise, während wir durch die sanften Gewässer der patagonischen Fjorde gleiten. Bald erblicken wir am Horizont die verschneiten Berge, die stolz über Ushuaia, unserem Zielhafen, thronen. Oft von den Argentiniern als südlichste Stadt der Welt bezeichnet, hat dieser Ort in seiner kurzen Geschichte viele Wandel durchlebt – von einer Gefängnisinsel über einen strategischen Militärstandort bis hin zu einem beliebten Touristenziel. Wir geniessen unsere letzte Nacht an Bord, feiern mit unseren neu gewonnenen Freunden, bevor wir am nächsten Morgen schliesslich an Land gehen.

Haben Sie nun Lust bekommen Patagonien zu entdecken? Rufen Sie mich an oder kontaktieren Sie mich per E-Mail (marina.ettlin@dorado-latintours.ch).

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